Bitte kommt, Investoren!
Wir warten gelassen auf die Investoren«, erklärte ein selbstzufriedener Bahnchef auf der Bilanzvorstellung seines Konzerns am Dienstag in der Börsenmetropole Frankfurt. Die Bilanzen der Deutschen Bahn AG sind so, wie es sich Hartmut Mehdorn wünscht: Umsatz und Gewinn sind gestiegen, und die DB transportiert auch wieder deutlich mehr Passagiere sowie Güter. Letzteres ist zwar den stark gestiegenen Spritpreisen der Straßenvehikel geschuldet. Doch Mehdorn wäre nicht Mehdorn, wenn er sich dies nicht trotzdem ans eigene Revers heften würde. Mit seinem strikten Börsenkurs, der eine Ausdünnung des Zugverkehrs in der Fläche und eine Konzentration auf wenige renditeträchtige Strecken vorsieht, hatte er in den Vorjahren viele Kunden verprellt. Und die jetzt angekündigten erneuten Fahrpreiserhöhungen, für die es angesichts der Gewinnsituation keine Rechtfertigung gibt, werden ein Übriges tun.
Aber der Bahnchef hat eben nicht die Allgemeinheit im Blick, sondern
die für diesen Herbst gewünschte Teilprivatisierung des Staatskonzerns.
Ob Interessenten tatsächlich Schlange stehen, wie es heißt, ist
zweifelhaft, zumal bisher kein Einziger namentlich genannt wurde.
Insofern dürfte Mehdorns Gelassenheit gespielt gewesen sein. Seine
gestrige Botschaft war eher ein Flehen: Bitte kommt, Investoren!