Axel Troost im Interview (jW): »Regierung ist auf Zuruf der Banken angewiesen«
Die Linke schließt sich Altkanzler Helmut Schmidt an und fordert eine Vervierfachung des Konjunkturprogramms. Ein Gespräch mit Axel Troost Axel Troost ist finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Bundestag
Bei den deutschen Banken tun sich immer neue Finanzlöcher auf, in die die Bundesregierung immer mehr Geld hineinwirft. Alleine die Hypo Real Estate hat bis jetzt 92 Milliarden Euro an direkten Hilfen bzw. Bürgschaften bekommen. Jetzt sind eine oder gar mehrere »Bad Banks« im Gespräch, die die faulen Kredite aufkaufen sollen ...
Das heißt, die Bundesregierung weiß im Grunde gar nicht, wie hoch der Bedarf jeweils ist?
Zurück zur »Bad Bank«. Die Linkspartei ist grundsätzlich dagegen, weil damit die Bankenverluste dem Steuerzahler angehängt würden. Das Projekt ist aber auch in der Koalition umstritten. Haben Sie ein Alternativrezept?
Erste Alternative: Genosssenschaftsbanken, Sparkassen und die öffentlich-rechtlichen Institute sind von der aktuellen Krise vergleichsweise wenig betroffen, sie sollten also auch nicht mit den Privaten zusammengeworfen werden.
Zweitens könnte eine Alternative sein, die Banken zu verpflichten, für kritische Wertpapiere Versicherungen abzuschließen, die sie selbst auch zu bezahlen haben. Mit dem Rettungsfonds der Bundesregierung über 500 Milliarden Euro ist genug Geld da.
Die FDP hat jahrelang gefordert, die Regeln im Bankwesen zu lockern, bzw. aufzuheben. Ihr Finanzexperte Hermann Otto Solms wäscht jetzt seine Hände in Unschuld. In einem Stern-Interview hat er eine stärkere Rolle des Staates gefordert. Er brachte sogar eine Teilverstaatlichung der Banken nach britischem Vorbild ins Spiel.
»Teilverstaatlichung« klingt positiv– aber damit wäre die Linkspartei wohl nicht zufrieden?
Gesetzt den Fall, die wichtigsten deutschen Banken würden ernsthaft verstaatlicht. Woher sollte dann das Management genommen werden, das die öffentlichen Interessen vertritt?
Im Vergleich mit anderen Industriestaaten setzt die BRD einen recht kleinen Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts gegen die Finanzkrise ein. Steckt dahinter eine bewußte Strategie?