Von der Tafel in Sachsens Parlament: LINKE holt Armutsexpertin
Die Tafeln, sagt Edith Franke, verteilen nicht nur Essen an Bedürftige. Ihre Arbeit habe zudem einen »politischen Charakter«, sagt die energische 66-Jährige, die vor 14 Jahren die Dresdner Tafel begründete. Wer Tag für Tag mit Menschen in sozialen Notlagen in Kontakt kommt, deren Geld kaum für das Essen reicht, der »gewinnt viele Erkenntnisse über Armut« – und kann dieser »eine Stimme geben«. Das strebt sie an: Die promovierte Soziologin soll nach der Wahl im August für die LINKE in Sachsens Landtag ziehen. Er werde sich für einen sicheren Listenplatz einsetzen, sagte gestern Spitzenkandidat André Hahn, der die »menschliche und fachliche Kompetenz« Frankes betonte. Diese soll in Dresden auch Direktkandidatin werden.
Franke verhehlte nicht, dass sie vor dem Schritt in die Politik mit sich gerungen hat. So sei unklar, wie die Sponsoren ihrer Tafel reagieren, die wöchentlich 11 500 Bedürftige mit Lebensmitteln versorgt, nach den Worten ihrer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten Gründerin zu den »profilbestimmenden« Tafeln in der Bundesrepublik gehört, aber wie alle derartigen Einrichtungen auf Spenden und ehrenamtliches Engagement angewiesen ist.
Kein Geheimnis war bei der Tafel, dass Franke linken Ideen anhängt. Aus der Parteipolitik hatte sie sich aber Anfang 1990 verabschiedet, als sie als Stadtvorsitzende der PDS zurücktrat. Zuvor war sie letzte Dresdner SED-Chefin gewesen – ein kurzes Intermezzo nach 12 Jahren als Agitprop-Verantwortliche in der Kreisleitung an der TU Dresden. Sie wollte »immer nicht andere die Kartoffeln aus dem Feuer holen lassen, sondern selbst dabeisein«. Allerdings habe sie »nicht die Absicht, in die Partei einzutreten«, sagt sie. Und Ministerin will sie auch nicht werden.