Informativ: Bundeshaushalt
Der Bundeshaushalt ist die in Zahlen geschriebene Politik der
Regierung. Steuern und Abgaben von Bürgerinnen und Bürgern sowie von
Unternehmen bilden den Hauptteil der Einnahmen des Staates. Auf
Bundesebene gibt der Staat das meiste Geld aus für die Bereiche Arbeit
und Soziales, Zinszahlungen und die Bundeswehr. Der Bundeshaushalt für
das Jahr 2011 sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 306 Milliarden
Euro vor.
Die neoliberalen Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte haben die
Steuern für Unternehmen und Besserverdienende fortlaufend gesenkt,
gleichzeitig über Mehrwertsteuererhöhungen die Belastungen für Normal-
und Geringverdiener erhöht. Im Ergebnis fehlen dem Bund Mittel für die
Ausgabenfinanzierung, die Schulden des Bundes wuchsen mittlerweile auf
über 1 Billion Euro an (Stand: 30.06.2010). CDU/CSU und FDP setzen die
Politik der Umverteilung von unten nach oben, die ihre
Vorgängerregierungen begonnen haben, entschlossen fort. Das
Haushaltsgesetz, das Haushaltsbegleitgesetz und das sogenannte
Zukunftspaket von Koalition und Bundesregierung sind unsozial,
ungerecht, unsolide und vertiefen die Spaltung des Landes. Bei
Hartz-IV-Beziehenden, Arbeitslosen und Familien wird rigoros gespart.
Bei Hartz IV soll mit dem Übergangszuschlag das letzte Element, das nach
Abschaffung der Arbeitslosenhilfe den sozialen Absturz nach dem
Arbeitslosengeld mildert, gestrichen werden. Die bereits auf ein
klägliches Maß geschrumpften Rentenbeiträge werden vollends abgeschafft.
Eltern in Hartz IV, denen bei der Einführung des Elterngeldes bereits
ein Jahr Erziehungsgeld gestrichen wurde, wird nun auch noch das
Mindestelterngeld von 300 Euro weg genommen. Koalition und
Bundesregierung höhlen die Einnahmebasis des Staates gezielt aus, um mit
Einsatz des Druckmittels Schuldenbremse einen angeblichen Sachzwang für
Sozialabbau zu schaffen.
Der Anteil unsicherer, befristeter, schlecht bezahlter Arbeitsplätze
steigt in Deutschland dramatisch an. Inzwischen ist jede zweite offene
Stelle dem Bereich der Arbeitnehmerüberlassung, also der Leiharbeit
zuzuordnen. Über 1,4 Millionen Menschen arbeiten und beziehen zugleich
Hartz IV, soviel wie noch nie. Die Politik von Koalition und
Bundesregierung verwehrt vor allem immer mehr jungen Menschen eine
tragfähige Lebens- und Familienplanung. Notwendig ist eine grundlegende
Richtungsänderung der auf Außenhandelsüberschüsse und das
Niederkonkurrieren anderer Volkswirtschaften abzielenden
Wirtschaftspolitik von Koalition und Bundesregierung. Das deutsche
Lohndumping muss beendet, die Inlandsnachfrage gestärkt, dem
Auseinanderdriften der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in Ost-
und Westdeutschland entgegengewirkt werden.
Koalition und Bundesregierung haben immer noch nichts unternommen, um
eine Wiederholung der Finanzkrise wirksam zu vermeiden. Die
Finanzbranche konsolidiert sich auf dem Rücken der Verbraucherinnen und
Verbraucher. Diese verlieren jährlich 20 bis 30 Milliarden Euro durch
Falschberatung. Denn auch über zwei Jahre nach der Pleite der
US-Investmentbank Lehman Brothers ist der provisionsgetriebene Verkauf
überteuerter, intransparenter und ungeeigneter Finanzprodukte gängige
Praxis. Selbst staatlich gestützte Banken betreiben noch Niederlassungen
in Ländern, die Steuerbetrug fördern. Beschlossen hat die Koalition
eine Pseudo-Bankenabgabe, die nach oben gedeckelt ist und von der
Vorstellung ausgeht, dass die nächste Finanzkrise schwach ausfallen und
erst in einem halben Jahrhundert stattfinden wird. Eine solche Annahme
ist nicht naiv, sondern bedient bewusst die Lobby-Interessen der
Finanzbranche zu Lasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Gleichzeitig verlagern Banken ungehindert ihre spekulativen Angriffe von
Immobilien auf Rohstoffe und Nahrungsmittel. Das Leid der Opfer dieser
neuen Spekulationswellen wird von den Akteuren in Kauf genommen. Über
die Stärkung der Eigenkapitalanforderungen hinaus müssen spekulative
Exzesse durch eine Finanztransaktionssteuer und einen Finanzmarkt-TÜV
eingedämmt werden. Der Bankensektor muss auf seine Kernfunktionen
Zahlungsverkehr, Ersparnisbildung und Finanzierung zurückgeführt und
entsprechend geschrumpft werden, damit die Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler nicht noch einmal erpresst werden können.
Die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke ist Ergebnis eines
undemokratischen Deals, den die Bundesregierung mit den
Energiekonzernen getroffen hat. Die Bundesregierung hat bereitwillig die
Rolle einer Vollstreckerin der Lobby-Interessen von vier Atomkonzernen
übernommen. Koalition und Bundesregierung machen die Bevölkerung zu
Geiseln der Atomlobby. Die jetzige und künftige Generationen werden
belastet durch mehr Atommüll und eine dauerhaft schlechtere
Energie-Infrastruktur – durch die systematische Benachteiligung
regenerativer Energiequellen.
DIE LINKE setzt sich in den Haushaltsberatungen des Bundestages für
einen Politikwechsel ein. Auf der Einnahmenseite wollen wir eine
stärkere Beteiligung der wirtschaftlich Leistungsfähigen an den Kosten
des Gemeinwesens erreichen: Erhöhung des Spitzensteuersatzes der
Einkommensteuer, Sonderabgabe auf Boni in der Finanzbranche, Einführung
einer Millionärsteuer, Einführung einer Finanztransaktionssteuer,
Besteuerung von Gewinnen beim Verkauf von Anteilen an
Kapitalgesellschaften, Rücknahme der Senkung des
Körperschaftsteuersatzes von 25 % auf 15 %, Kapitalerträge wieder zum
persönlichen Steuersatz versteuern, Abschöpfung der leistungslos
erzielten Sondergewinne der Stromversorgungsunternehmen aus dem
Emissionshandel, Ausbau der Steuerfahndung bei Großunternehmen und
Banken. Auf der Ausgabenseite setzt DIE LINKE die Prioritäten bei der
Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung, bei der Schaffung neuer
Arbeitsplätze, bei der Kinderbetreuung und der Bildung. Der weiteren
wirtschaftlichen und sozialen Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland
muss entschieden entgegen gewirkt werden. Die Rüstungsausgaben müssen
gesenkt werden, insbesondere durch die Beendigung der Auslandseinsätze
der Bundeswehr.
DIE LINKE setzt mit ihren haushaltspolitischen Forderungen drei
Schwerpunkte: Erstens ein wirksames und in sich schlüssiges
Zukunftsprogramm, zweitens Hartz IV insbesondere durch die Förderung und
Schaffung neuer Arbeitsplätze überwinden und drittens die
Rüstungsausgaben endlich deutlich zu senken sowie sämtliche
Auslandseinsätze der Bundeswehr zu beenden und die frei werdenden Gelder
zu nutzen, um diese in soziale Projekte und die
Entwicklungszusammenarbeit zu investieren und um einen Konversionsfonds
einzurichten.
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