Zum Tode Hans Lauters
Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im sächsischen Landtag
Zum Tod von Prof. Dr. Hans Lauter (97), Ehrenvorsitzender des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e.V. (VVN–BdA), erklärt Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Landtag und Landesvorsitzender der LINKEN in Sachsen:
Mit tiefer Betroffenheit und großer Trauer haben wir gestern die Nachricht aufgenommen, dass unser langjähriger politischer Weggefährte und Genosse Prof. Dr. Hans Lauter verstorben ist. Im Jahr 2004 nahm Hans Lauter als gewählter Vertreter der damaligen PDS-Fraktion im Sächsischen Landtag bei der Bundesversammlung an der Wahl des Bundespräsidenten teil. Der seinerzeitige Fraktionsvorsitzende Prof. Dr. Peter Porsch sah in dieser Nominierung „ein wichtiges Zeichen, dass das unter bundesweiter Kritik stehende sächsische Gedenkstättengesetz nicht das letzte Wort behalten darf“. Seit wenigen Wochen gibt es tatsächlich ein neues Gedenkstättengesetz, das trotz all unserer bestehenden Bedenken einen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Gesetz darstellt, weshalb wir auch nicht dagegen gestimmt haben.
Hans Lauter wurde von den Nazis 1936 „wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Waldheim und im Moorlager verbüßte. 1945 gelang ihm die Flucht. Aus dieser persönlichen Erfahrung und tiefen Überzeugung hat er sein Leben in den Dienst des Antifaschismus gestellt.
Hans Lauter engagierte sich sein ganzes Leben politisch für eine gerechtere Welt, in der KPD, der SED, der PDS, deren Ältestenrat er angehörte, und der LINKEN. Noch im hohen Alter hat er als Zeitzeuge an sächsischen Schulen junge Menschen an seinen Erfahrungen im Widerstand gegen das Nazi-Regime teilhaben lassen. Hans Lauter hat in der Nazi-Zeit sein Leben riskiert, in den fünfziger Jahren war er in der DDR Repressalien ausgesetzt. Das bewahrte ihn vor einigen Jahren nicht vor Anfeindungen wegen der politischen Verantwortung, die er als überzeugter Sozialist wie viele von uns in der DDR mitgetragen hat. Seine Lebenszeit umfasst fünf politische Systeme, vier hat er bewusst erlebt, von keinem aber hat er sich verbiegen lassen. Wir verbeugen uns vor einem großen Humanisten, dessen sanftmütige Weisheit uns fehlen wird.