Vatikanbank ohne Geldwäsche - Institut des Zwergstaates will illegale Finanztransaktionen künftig eindämmen
Von Anna Maldini
Die Vatikanbank IOR möchte ihr Schmuddelimage aufpolieren. Die Bank, die in den letzten Jahrzehnten in viele Finanzskandale verwickelt war, will vor allem Geldwäsche zu unterbinden.
In diesen Tagen wurde im Vatikan ein fünfzig Seiten langes Dokument verfasst, das den hochtrabenden Namen »Handbuch für die Bekämpfung der Geldwäsche durch Einnahmen aus kriminellen Handlungen und die Finanzierung des Terrorismus« trägt. Solche Handbücher gibt es seit vielen Jahren in praktisch allen Banken rund um den Erdball, aber für die Vatikanbank ist es ein Novum. Bisher wurde hier hinter verschlossenen Türen und abseits aller internationalen Kontrollmechanismen agiert. Jetzt aber will man die so genannten Risikogeschäfte ausfindig machen, im Zweifelsfall nachhaken und eventuell sogar Konten schließen.
Dass das IOR (Istituto per le Opere di Religione - Institut für religiöse Werke) keine »normale« Bank ist, wird schon anhand einer Zahl klar: Während bei anderen Banken der Anteil der Bargeldgeschäfte bei fünf bis sieben Prozent liegt, sind es bei der IOR über 15 Prozent. Man erklärt das damit, dass hier auch die Spenden eingezahlt werden, sozusagen die Groschen aus den Klingelbeuteln. In der Vergangenheit kam es aber immer wieder vor, dass unbescholtene Nonnen Hunderttausende Euro oder Dollar in Scheinen brachten, die dann blitzschnell wieder von den Konten verschwanden.
Nun sollen die Bankangestellten bei allen Operationen genauer hinsehen: Woher kommt das Geld? Ist die Einzahlung mit dem Kundenprofil vereinbar? Laufen Operationen über Steuerparadiese ab? Sind hohe katholische Würdenträger verwickelt? Aus diesen vier Parametern wird dann ein Risikoprofil ermittelt.
Der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. hatte vor einigen Jahren mit der »Bereinigung« der Vatikanbank begonnen. So wurde zum Beispiel beschlossen, dass die IOR eine Bilanz veröffentlichen muss - das erste Mal seit der Gründung der Bank im 15. Jahrhundert. Bisher wussten nur die jeweiligen Päpste und ihre engsten Mitarbeiter über das Bescheid, was sich in der Bank tat: Die erste Bilanz (für 2012) wurde am 1. Oktober veröffentlich und ins Internet gestellt.
Im Rahmen der Neuordnung wurde auch beschlossen, dass nur solche Personen Kunden werden dürfen, die tatsächlich im Vatikan wohnen oder enge geschäftliche Beziehungen zu dem Zwergstaat haben. Daraufhin verringerte sich die Zahl der Kunden schlagartig von 21 134 auf 18 900. Dazu kommt die Überwachung der Bargeldabhebungen: Wer mehr als 1000 Euro in bar ausgezahlt haben will, muss erklären, wofür er das Geld braucht und für wen es bestimmt ist.
Hätte es solche Regeln schon in der Vergangenheit gegeben, wären der Welt viele Skandale erspart geblieben. So war die IOR (um nur von der jüngsten Vergangenheit zu sprechen) in alle großen Finanz- und Mafiaskandale verwickelt, die in den letzten Jahren in Italien aufgedeckt wurden. Vor allem die organisierte Kriminalität nutzte die diskreten Konten in Rom, um riesige Summen Geld zu waschen. Der ehemalige Bankchef, der US-Kardinal Paul Marcinkus, wurde in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sogar wegen betrügerischen Bankrotts angeklagt, konnte sich aber aufgrund seiner Immunität einer Verurteilung entziehen. Über die Vatikanbank wurde auch die Finanzierung rechter Bewegungen in Lateinamerika und antikommunistischer Organisationen in Osteuropa abgewickelt.
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