Kinderarmut und Elternarmut: Neue gesellschaftliche Initiative notwendig

DGB Arbeitsmarkt aktuell, Nr.5

16.10.2014 / DGB Abteilung Arbeitsmarktpolitik, September/ Oktober 2014

Zusammenfassung

Im Hinterhof unserer Wohlstandsgesellschaft leben rund 1,9 Millionen minderjährige Kinder in Familien, die von Hartz-IV-Leistungen abhängig sind. Damit lebt etwa jedes siebte hier lebende Kind auf Hartz-IV-Niveau. Die Hilfequote der Kinder hat sich gegen den allgemeinen Trend in jüngster Zeit sogar noch erhöht.

Rund 642.000 Kinder im nicht erwerbsfähigen Alter (unter 15 Jahren) sind bereits vier Jahre oder länger hilfebedürftig. Je länger Kinder in finanzieller und sozialer Armut leben, desto gravierender sind die negativen Folgen für sie.

Kinderarmut ist dabei immer auch die Armut der Eltern, die meist mit Erwerbslosigkeit oder prekärer Beschäftigung verbunden ist. Mit der Arbeitslosigkeit der Eltern wachsen nicht nur die finanziellen Belastungen im Haushalt, sondern leidet oftmals die gesamte Familienstruktur. Kinder erleben ihre Eltern in einer Situation der Beschäftigungslosigkeit, die schnell mit einer fehlenden Tagesstrukturierung einhergehen kann. Gerade arbeitslose Männer ziehen sich teils zurück und die Aufmerksamkeit gegenüber Kindern und Familie kann leiden. Die Gefahr ist groß, dass die Vorbildfunktion der Eltern Schaden nimmt und mit der Belastung der Eltern auch die weitere Entwicklung der Kinder leidet.

Um (diesen) Kindern eine bessere Zukunft zu geben, braucht es immer auch Perspektiven für die Eltern. Der DGB setzt sich daher für eine gesellschaftliche Initiative „Zukunft für Kinder – Perspektiven für Eltern“ ein. Der DGB schlägt ein Aktionsprogramm für Haushalte mit Kindern im Hartz-IV-Bezug vor, die bereits seit längerer Zeit hilfebedürftig sind. Ziel dieses Programms sollte es sein, dass kein Kind in einem Hartz-IV-Haushalt aufwächst, in dem beide Elternteile dauerhaft keine Erwerbsarbeit haben oder zumindest an einer arbeitsmarktpolitischen Fördermaßnahme teilnehmen. Bei Alleinerziehenden sollte zumindest eine sozialversicherte Teilzeitarbeit das Ziel sein.

Gliederung

  • 1. Zum Hintergrund
  • 2. Bisherige Ansatzpunkte gegen Kinderarmut
  • 3. Daten zu Kindern als Armutsrisiko
    • 3.1 DGB-Sonderauswertung zu Familien im Hartz-IV-Bezug
  • 4. Forderungen des DGB