Libor-Skandal trübt Deutsche-Bank-Bilanz
DGB klartext 17/2015
Die britischen und amerikanischen Bankenaufseher sind in der letzten Woche aktiv geworden. Hintergrund ist die jahrelange, systematische Manipulation eines der wichtigsten Zinssätze durch einige Großbanken in den Jahren 2003 bis 2011. Im Fokus der Ermittlungen stand auch das größte deutsche Geldhaus. Die Deutsche Bank muss nun Strafzahlungen in Rekordhöhe von 2,5 Milliarden US-Dollar berappen – selbst für dieses Institut kein Pappenstiel. Die verantwortlichen Vorstände wollten von den Manipulationen nichts gewusst haben. Stattdessen haben sie sich nun verpflichtet, sieben maßgeblich beteiligte Mitarbeiter zu entlassen.
Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Der Libor bildet eine wichtige Grundlage für viele Wertpapiere und Geldmarktgeschäfte. So werden Finanzprodukte im Wert von mehreren hundert Billionen US-Dollar auf Basis des Libor gebildet. Zudem ist dieser maßgeblich für Kredit- und Sparkontrakte. Ermittelt wird der Libor auf Basis der Angaben von lediglich 16 Großbanken. Täglich geben diese die Zinssätze, zu denen sie bereit waren, Geld zu verleihen bzw. zu leihen, an eine zentrale Stelle weiter. Der höchste und der niedrigste Wert wurden bei der Durchschnittsbildung herausgenommen: Fertig war der Libor! Sprachen sich also mindestens zwei Banken ab, hatte dies enormen Einfluss auf den Zinssatz. Der Clou daran: Wenn man weiß, wie sich die Zinssätze entwickeln, kann man entsprechend risikofreie Wetten abschließen. Bereits kleine Manipulationen führten so zu saftigen Gewinnen. Leidtragende dieser Manipulationen sind in erster Linie Sparer, Kreditnehmer und kleinere Banken. Der Schaden für die Betroffenen wird auf insgesamt 17 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Bereits im Jahr 2013 hatte die EU-Kommission die Deutsche Bank im Zuge der Manipulationen zu Strafzahlungen in Höhe von 725 Millionen Euro verdonnert. Hinzu kamen weitere Strafzahlungen für andere Vergehen in der jüngeren Vergangenheit, die die Bilanz der Deutschen Bank trübten (siehe Abbildung). Dies ist wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Aufbau von Rückstellungen für Rechtsrisiken hat mit etwa vier Milliarden Euro den bislang unrühmlichen Höchststand erreicht. Ausbaden müssen die Verfehlungen der Bank leider auch die Beschäftigten. So soll im Zuge der Neuausrichtung die Mehrheit der Postbank abgestoßen und das Privatkundengeschäft zurückgefahren werden.
Der Libor-Skandal macht abermals deutlich, wie manipulationsanfällig das System ist. Was wir endlich brauchen, ist mehr Transparenz bei Bankengeschäften. Hierfür bedarf es eines internationalen Kreditregisters, das Geschäfte unter Banken lückenlos dokumentiert. Manipulationen würden damit zumindest erschwert werden. Es wird Zeit, dass die Bundesregierung die Initiative zum Aufbau eines solchen Registers wieder aufnimmt.
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