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Samstag, 10. März 2018, 14:00 - 17:00, Berlin

Herausforderungen für ökonomische Theorie und Wirtschaftspolitik

Kolloquium aus Anlass des 80. Geburtstags von Christa Luft

Christa Luft, langjähriges Mitglied und bis 2013 auch Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung, gehört zu den anerkannten WirtschaftswissenschaftlerInnen der DDR. Sie war eng verbunden mit der in Berlin-Karlshorst ansässigen Hochschule für Ökonomie (HfÖ), wo sie studierte, sich promovierte und auch habilitiert wurde. 1971 wurde sie dort zur ordentlichen Professorin für sozialistische Außenwirtschaft berufen. Nach mehreren Auslandsaufenthalten, vorwiegend in der Sowjetunion, übernahm sie, kurz vor dem Ende der DDR, 1988 das Amt der Rektorin der HfÖ. In der sog. Wendezeit ging Christa Luft in die praktische Politik: Von November 1989 bis März 1990 war sie Ministerin für Wirtschaft in der von Hans Modrow geführten Regierung. Von 1994 bis 2002 war sie direkt gewählte Abgeordnete der PDS im Deutschen Bundestag, dort stellv. Vorsitzende der PDS-Fraktion und deren haushaltspolitische Sprecherin.

Bis heute lässt sie die Ökonomie nicht los. Nicht zufälligerweise wendet sich daher auch das Kolloquium, das die Rosa-Luxemburg-Stiftung aus Anlass des 80. Geburtstags von Christa Luft am 10. März dieses Jahres durchführen wird, wirtschaftspolitischen Fragen zu. Unter dem Titel „Wider die fortschreitende ‚Entbettung der Wirtschaft aus der Gesellschaft‘ (Karl Polanyi) – Herausforderungen für ökonomische Theorie und Wirtschaftspolitik“ werden dabei folgende, an Polanyi anknüpfende und ihn aktualisierende Fragestellungen im Mittelpunkt stehen:

  • Ist Überwindung der Marktgesellschaft gleichbedeutend mit  Tabuisierung/Ignorierung von Marktelementen, oder ist deren planvolle Nutzung nicht geboten? Polanyi selbst unterscheidet zwischen Märkten und einer Marktgesellschaft mit entfesselten Märkten.
  • Wie lässt sich wirtschaftspolitisch die Schere zwischen einzelwirtschaftlichem Gewinnkalkül und gesamtwirtschaftlichen/gesamtgesellschaftlichen Belangen schließen?
  • Wie lässt sich die im Zuge beschleunigter kapitalistischer Globalisierung entgrenzte Ökonomie auf internationaler Ebene, speziell in der europäischen Integration, wieder politisch stärker einbetten?  Welche Chance hat die Transnationalisierung von Arbeitsmarkt-, Sozial- und Steuerpolitik?
  • Welche Anforderungen ergeben sich an die Volkswirtschaftsausbildung, um deren paradigmatische Enge zu überwinden und andere Weichen in den Köpfen künftiger Führungskader zu stellen? 

Mit der Diskussion dieser Fragen soll das Kolloquium auch einen Beitrag zu einem linken Wirtschaftskonzept leisten. Denn, so Christa Luft: „Die profitmaximierenden Praktiken im kapitalistischen Wirtschaftssystem werden zu Recht scharf kritisiert. Auch gibt es eine Reihe von Ansätzen für ein ‚anderes Wirtschaften‘ und einen sozial-ökologischen Umbau. Aber es fehlt ein eigenes makroökonomisch fundiertes Basiskonzept, das Wertschöpfung, Effizienz, ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und  Demokratie verbindend auf Gesellschaftsveränderung zielt und in der Öffentlichkeit eine mobilisierende Wirkung auslöst. Anregend dafür können heute noch Ideen sein, die der ungarisch-österreichische Wirtschaftshistoriker und Sozialwissenschaftler Karl Polanyi mit seinem 1944 erschienenen Hauptwerk ‚Die große Transformation‘ hinterlassen hat.“

Nach einem Grußwort durch Dagmar Enkelmann wird die Jubilarin ein Referat zum Thema halten. Dem schließt sich ein Podiumsgespräch an, an welchem Christa Luft selbst, Rudolf Hickel, Klaus Peter Kisker, Sabine Reiner und Daniela Trochowski teilnehmen und das von Axel Troost moderiert wird. 

Den Abschluss bildet ein Empfang bei Sekt und Fingerfood.

Um Anmeldung wird gebeten, Kontakt s.u.

Wo?

Rosa-Luxemburg-Stiftung Salon
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin