Becks Debakel zieht die SPD runter
Nach dem Links-Flirt: SPD-Chef in der Vertrauenskrise, Merkels CDU profitiert. »Die Linke« kann sich ins Fäustchen lachen. Die SPD-Führungskrise - wer gewinnt, wer verliert?
Was hat er da nur angerichtet? SPD-Chef Kurt Beck setzte die Macht über die Ehrlichkeit, erlaubte der Hessen-SPD deshalb, mit der »Linken« zusammenzugehen. Doch aus der Wahl Andrea Ypsilantis zur Ministerpräsidentin wird wohl vorerst doch nichts, weil die aufrechte SPD-Landtagsabgeordnete Dagmar Metzger den Verrat am Wähler nicht mitmachen wollte. Doch die Folgen des Wortbruchs sind in der Welt - für Kurt Beck, dessen Führungsrolle mehr oder weniger offen in Frage gestellt wird, genauso wie für seine Partei. Das ist das Ergebnis der großen ostdeutschen Politik-Umfrage, die regelmäßig vom Leipziger »Institut für Marktforschung« im Auftrag von SUPERillu erhoben wird.
Beck in der Vertrauenskrise
Nur noch etwa jeder vierte Ostdeutsche vertraut dem SPD-Chef. Als potenzieller Kanzlerkandidat für 2009 scheint er verbrannt zu sein - gegenüber Angela Merkel hätte er keinerlei Chance (siehe Grafik). Und immerhin jeder dritte Ostdeutsche (33 Prozent) fordert wegen des Wortbruchs sogar den Rücktritt Becks als SPD-Chef. Selbst 21 Prozent der SPD-Anhänger finden: Beck muss weg!
Sympathie für Rot-Rot
Dabei wird grundsätzlich die Öffnung der SPD nach links in Ostdeutschland längst nicht so negativ gesehen wie im Westen. Immerhin wird eine Koalition von SPD und »Linke« auf Bundesebene von 37 Prozent der ostdeutschen Wähler für gut befunden. Rot-Rot kommt damit unter allen denkbaren Bündnissen auf Platz drei - nach der Großen Koalition und Rot-Grün (jeweils 44 %), aber noch deutlich vor Angela Merkels Wunsch-Bündnis Schwarz-Gelb (34 Prozent). Noch weniger Zustimmung erfahren hingegen die meisten denkbaren Dreier-Bündnisse. Und auch Schwarz-Grün, das CDU und Grüne jetzt erstmals auf Landesebene in Hamburg ausprobieren wollen, wird im Osten mit großer Skepsis gesehen.
Wowereits Höhenflug
Noch ein Beleg dafür, dass offenbar nicht Becks Öffnung nach links, sondern der damit verbundene Wortbruch das größte Problem für die Wähler darstellt, besteht in der Person Klaus Wowereits. Berlins Regierender Bürgermeister regiert bereits seit 2001 mit der »Linken« (damals noch PDS) zusammen - und spricht sich offen für eine „Enttabuisierung“ von Rot-Rot auch im Westen aus. Dennoch legt er im Gegensatz zu Beck gerade einen regelrechten Höhenflug hin. Das betrifft sowohl seinen Vertrauenswert als auch seine Chancen als SPD-Kanzlerkandidat.
Merkel unangreifbar
Unterdessen profitiert Bundeskanzlerin Merkel von der Schwäche der SPD: Sie selber genießt höchstes Ansehen bei den Ostdeutschen, ihre CDU legte immerhin zwei Prozentpunkte zu und ist mit 30 Prozent in der Sonntagsfrage wieder unangefochten stärkste Kraft. Die »Linke« hingegen liegt gleichauf mit der SPD bei 27 Prozent. Ihr zwischenzeitlicher Höhenflug - das Allensbach-Institut hatte sie im Februar sogar mit fast 30 Prozent auf Platz eins in den neuen Ländern gesehen - scheint damit von einem Gleitflug auf hohem Niveau abgelöst worden zu sein.