Rotkäppchen und der Wulff
01.09.2008 / Von Gabriele Oertel, Neues Deutschland
Da hat Christian Wulff aber zugeschnappt – noch bevor die Rotkäppchen in Hessen den Korb mit Kuchen und Wein gepackt haben, um sich zur ewig gestrigen Großmutter aufzumachen. Wirft ihnen Flirts mit allem Bösen der Welt vor, fürchtet um Deutschlands Zukunft und droht mit dem Ende der großen Koalition, weil die SPD den Linken behilflich ist. Was für ein Grimmiges Märchen.
Zu dumm nur, dass der, der es erzählt, derzeit aus Hannover über Für und Wider der Großen Koalition in Berlin wenig zu befinden hat. Und auch wenn sich der böse Wulff von der Leine und der Müller-Pit von der Saar, der gerade um seine Macht heftig bangen muss, im christdemokratischem Doppel über die linke Gefahr ausheulen, dürfte das Angela Merkel an der Spree kaum vom Wege abbringen. Blümchen pflücken ist ihre Sache nicht – die Kanzlerin lässt sich lieber davon reichen. Ob nun mit der SPD im Schlepptau oder ohne, das ist der angeblich mächtigsten Frau der Welt ziemlich schnuppe. Dabei stört vielmehr ein ruppiger Wulff, der sich seit Monaten eifrig bemüht, an die Spitze des Rudels seiner Partei vorzudringen. Vermutlich deshalb haben die Parteifreunde noch immer keine Anstalten gemacht, den selbst ernannten Null-Machtmenschen endlich mit der ihm gemäßen Macht auszustatten. Wulff hat wie der böse Wolf im Märchen mit Wackersteinen zu kämpfen – nicht im Bauch, aber auf dem Karriere-Trip.