Bankenmonopoly
»Die neue Runde im Bankenmonopoly darf nicht wieder zu Lasten der Beschäftigten gehen.«
Seit Sonntag gibt es im Finanzdistrikt von Frankfurt am Main eine machtvolle Bank mit zwei Türmen: Die Commerzbank kauft die Dres-dner Bank von der Allianz SE. Der Jubel in Teilen der Wirtschaft, der Finanzmarktagenten sowie der Presse ist groß. Im Widerspruch zum tagtäglichen Bekenntnis zur Globalisierung lobt die regierungsoffizielle Politik diese nationale Lösung. Trotz vieler negativer Erfahrungen werden wieder einmal die Vorteile von Größenwachstum durch Fusion beschworen.
Niemand weiß derzeit auch nur annäherungsweise, wie die Bankkunden vor allem der Dresdener Bank reagieren werden. Gewiss ist: Je größer die Synergieeffekte, um so mehr an Arbeitsplätzen werden im Zuge dieser Kapazitätsbereinigung abgebaut werden. Im Freudentaumel über die nationale Bankenhochzeit wird auch die Frage nicht gestellt, warum der seinerzeit ebenfalls hochgejubelte Kauf der Dresdner Bank durch die Allianz nur sieben Jahre später gescheitert ist. Auch die Kunden und Aktionäre der Allianz bezahlen durch den Verkauf für knapp 10 Milliarden Euro den Verlust der missglückten Übernahme für damals 23 Milliarden. Die Lehre lautet: Die Allianz braucht keine eigene Bank, um den Vertrieb ihrer Produkte über Bankentresen zu verkaufen.
Ein strahlender Sieger steht fest – es ist der Münchner Versicherungsmulti, der diesen Deal eiskalt gegenüber Arbeitnehmerinteressen durchgezogen hat. Die Allianz wird die Dresdner Bank los und beherrschender Großaktionär bei der neuen Commerzbank. Nach Beendigung des bisherigen Kooperationsvertrags mit dem italienischen Versicherungskonzern Generali 2010 wird die Commerzbank zum Vertriebskanal.
Dieser Machtgewinn der Allianz erklärt wohl, warum die chinesische Staatsbank CDB trotz eines viel höheren Kaufangebots nicht zum Zuge gekommen ist. Die Commerzbank muss jetzt in einem aufreibenden Prozess zu Lasten von Beschäftigten und Kunden den Deal umsetzen. Sicher ist, diese Fusion schafft lange Zeit kostenaufwendige »Konfusion« (so der Sparkassenpräsident Heinrich Haasis).
Wegen des Arbeitsplatzabbaus, der Schließung von Standorten sowie der hohen Fusionsrisiken haben die Vertreter der Beschäftigten zusammen mit ver.di in den Aufsichtsratsgremien Nein gesagt und auf die Diskussion von Alternativen gedrängt. Wenn das »Manager Magazin« richtig berichtet, so hat erstmals in der Geschichte der Mitbestimmung der Allianz SE-Aufsichtratsvorsitzende sein doppeltes Stimmrecht nutzen müssen, um die Mehrheit für den Verkauf der Dresdner Bank zu erreichen.
Die Commerzbank hat die Zusage, keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen, auf 2011 befristet. Das muss entfristet werden. Die Commerzbank steht in der Verantwortung, Arbeitsplätze und Standorte zu erhalten. Die Ausrichtung auf die Privat- und Geschäftskunden sowie auf Geschäftsfelder in Mittel- und Osteuropa verlangt eine ausreichende Ausstattung mit Personal. Fatal wäre es, wenn, wie aus Vorstandskreisen der Commerzbank zu vernehmen ist, die Zielgröße Gewinn nach Steuern auf das eingesetzte Kapital mit 15 Prozent angestrebt werden würde.
Die Allianz SE als der eindeutige Gewinner ist ebenfalls in die Pflicht zu nehmen. Angeboten werde sollte ein Allianz-Beschäftigungspool, in den diejenigen, die durch die Fusion ihren Job verlieren, übernommen werden. Die neue Runde im Bankenmonopoly darf nicht wieder zu Lasten der Beschäftigten gehen. Der Staat muss im Zuge der finanzaufsichts- und kartellrechtlichen Genehmigung dieser Fusion eine zukunftsfähige Bank mit aussichtsreichen Beschäftigungsmöglichkeiten absichern.
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Immer freitags: In der ND-Wirtschaftskolumne erläutern der Philosoph Robert Kurz, der Ökonom Harry Nick, die Wirtschaftsexpertin Christa Luft und der Wissenschaftler Rudolf Hickel Hintergründe aktueller Vorgänge.
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