Alpendämmern
Alpenglühen war gestern. Jetzt ist in Bayern Götterdämmerung angesagt. Auch wenn es den bislang alleinregierenden CSU-Oberen gestern Abend nicht sofort gedämmert haben sollte – mit dem wunderbaren Streulicht über ihren Häuptern ist es vorbei. Purpurne Strahlen sind zwar mehr als bisher im Freistaat auszumachen und leuchten womöglich demnächst sogar im Maximilianeum – nur nicht für die CSU, sondern für jene, denen ein Kreuzzug versprochen war.
Ganz abgesehen davon, wer sich da in München in den nächsten Tagen mit wem zusammentut, um eine neue Landesregierung zu zimmern –, in Bayern ist gestern so oder so eine Ära zu Ende gegangen. Was einem Naturgesetz glich, haben die Wähler außer Kraft gesetzt. Satt von sattsam bekannter Selbstgefälligkeit ihrer Landesregierung, die sie noch vor fünf Jahren mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit ausgestattet hatten, haben sie die CSU de facto abgewählt. Die da unten wollten nicht mehr, und denen da oben fiel nach dem Debakel mit Landesbank und Transrapid und vielen anderen Bauchlandungen nichts mehr ein. Als Gradmesser volksverbundener Politik blieben der CSU zu guter Letzt nur noch zwei Maß Bier hinterm Steuer. Aber so besoffen wollten sich nicht einmal die Bayern reden lassen.
Vorbei ist's mit dem Nimbus CSU. Im Freistaat wie in Berlin bei der großen Schwesterpartei. Und das ausgerechnet an Stoibers Geburtstag. Da haben die, die ihn stürzten, ihm ein schönes Geschenk gemacht – mit dem eigenen freien Fall.