Landkreis Leipzig (WK 155)
Der Tag danach: Freude und Frust Wie Kandidaten und Parteivertreter das Ergebnis der Bundestagswahl bewerten
- Günther Hunger (LVZ)
Erwartungsgemäße Reaktionen nach der Bundestagswahl im Wahlkreis 155: Während sich Katharina Landgraf (CDU), die das Direktmandat verteidigte, und Linken-Bundestagsabgeordneter Axel Troost freuten, zeigten sich Parteienvertreter je nach Ergebnis zufrieden oder bestürzt.
Wahlsiegerin Landgraf, die 41,7 Prozent der Erststimmen einfuhr, musste sich gestern erst einmal sortieren. Sicher habe sie auch von der Schwäche der SPD profitiert, vermutete die Frau aus Großstorkwitz, die sich im Laufe des Tages auf den Weg nach Dresden machen musste, wo sich die Landesgruppe der sächsischen CDU-Abgeordneten traf. Sie freue sich jetzt auf die Arbeit in Berlin. Dort soll sich Landgraf nach dem Wunsch von Landrat Gerhard Gey (CDU) auch für den Landkreis Leipzig, bekanntlich identisch mit dem Wahlkreis 155, stark machen. Er schätze an der 55-Jährigen, dass sie basisnah sei und die Meinung der Bevölkerung in den Berliner Politikbetrieb transportiere.
Auch der CDU-Kreisvorsitzende Georg-Ludwig von Breitenbuch würdigte die Wahlkreisarbeit Landgrafs. Mit deren thematischem Schwerpunkt Familienpolitik stelle sie das ins Zentrum, was den „Kern der Gesellschaft“ ausmache. Zugleich zeigte sich von Breitenbuch erfreut, dass das Hickhack unterschiedlicher Lager in der Koalition mit der FDP beendet werde.
Klaus-Dieter Tschiche litt auch gestern früh noch – am desaströsen Ergebnis der SPD. Deren Direktkandidat Daniel Werner trage nicht unbedingt die Hauptschuld an den 16,1 Prozent Erststimmen, so der SPD-Kreisvorsitzende aus Grimma. Allerdings müssten die Sozialdemokraten daran arbeiten, jemanden langfristig für die nächste Kandidatur in Stellung zu bringen. Das beginne im Prinzip schon jetzt. SPD-Hoffnungsträger Werner verwies darauf, dass er mit seinem Ergebnis über dem sächsischen Durchschnitt liege. „Da war fast nicht mehr möglich.“
Linken-Bundestagsabgeordneter Axel Troost, der auf 22,6 Prozent der Erststimmen kam, zeigte sich zufrieden mit seinem Abschneiden und dem seiner Partei. Dass es in Berlin jetzt allerdings zu einer CDU/CSU/FDP-Regierung kommt, „ist schon eine mittlere Katastrophe“. Troost: „Wenn die neue Regierung die Steuern senken will, muss sie massiv die Ausgaben kürzen.“ Linken-Kreisparteichef Holger Luedtke freute sich, dass seiner Partei eine Verbesserung ihres Ergebnisses im Wahlkreis 155 gelungen sei. Mit Blick auf die Regierungsbildung in Berlin sei er aber besorgt, „dass sich die Liste der Grausamkeiten fortsetzen wird“.
FDP-Kreisfraktionschef Dieter Hager bedauerte, dass seine Partei erst jetzt zu einem derartig guten Ergebnis gekommen ist. „Das hätte ich mir schon vor vier Jahren gewünscht.“ Hager hofft, dass sich die neue Bundesregierung für die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Bekämpfung der Schwarzarbeit starkmacht. Wer die regionalen Interessen der FDP im Bundestag vertreten wird, ist noch unklar. Der bisherige FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Waitz ist nicht wieder dabei.
Nicht euphorisch, aber „happy“ zeigte sich die Sprecherin des Kreisverbandes der Grünen, Ina Miehe, gestern. Natürlich habe sie sich ein noch besseres Ergebnis ihrer Partei auf Bundesebene gewünscht. Der Grünen-Direktkandidat Leon Eckart Wolff hatte 4,6 Prozent der Erststimmen erhalten.
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