Industrie- und Regionalpolitik ist nicht nur Makro- und Mikro-, sondern insbesondere Mesopolitik

Kommentar zu Michael H. Best "Produktive Strukturen und Industriepolitik in der EU" sowie der Text von Best auf deutsch.

19.06.2013 / www.2.alternative-wirtschaftspolitik.de, 19.06.2013

Der Krise der EU und der Eurozone liegen nicht nur eine völlig entfesselte Finanzwirtschaft und eine zugespitzte Einkommens- und Vermögenspolarisation zugrunde, sondern auch die massiv aus dem Ruder geratenen Leistungsbilanzen zwischen den Mitgliedsländern (und auch zwischen Regionen innerhalb der Länder). Was Axel Troost und andere „Ausgleichsunion“ nennen1, ist ein realwirtschaftliches Ziel und Programm zur drastisches Reduzierung der Überschüsse Deutschlands und anderer Nordländer (Österreich, Schweden, Niederlande) durch die Erhöhung der Binnennachfrage, etwa durch Lohnerhöhungen, Umweltinvestitionen und zusätzliche Staatsbeschäftigte im Bildungs- und Sozialbereich sowie durch die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und der wirtschaftlichen Aktivitäten der Krisenländer und Krisenregionen etwa durch eine sofortige Überwindung der Austeritätspolitik und des -diktats seitens der Troika sowie durch eine neue Industrie- und Regionalpolitik.

Auf der Makro-Ebene sieht dies relativ einfach aus, speziell bezüglich der expansiven Politik in den Nordländern. Hingegen ist nicht nur eine deutliche expansive Politik in den Südländern notwendig, um die Makroaggregate zu erhöhen und die Arbeitslosigkeit zu senken, sondern auch eine neue Industrie- und Regionalpolitik. Dies aber ist ein besonders schwieriges Handlungsfeld. Hierfür ist es zunächst notwendig, den „State of the art“ dieser Mesopolitiken in Europa zu bestimmen. Dieser Aufgabe widmet sich der britische Regionalökonom Michael H. Best mit seiner lesenswerten Arbeit „Productive Stuctures and Industrial Policy in the EU“ (Produktive Strukturen und Industriepolitik in der EU (Übersetzung: Hermann Bömer)).

Michael H. Best

Productive Stuctures and Industrial Policy in the EU (Autorisierte Übersetzung von Hermann Bömer, Mai 2013)

Version 4, März 20132

Inhalt
1. Einführende Bemerkungen
2. Produktive Strukturen – ein konzeptioneller Rahmen
3. Produktive Strukturen in EU-Zentren – Schwerpunkt Deutschland
4. Strukturfonds und Industriepolitik der EU
5. Produktive Strukturen in der EU-Peripherie – das Beispiel Irland
6. Produktionssystem und schwer zu veränderbare (intractable) Infrastruktursektoren
7. Schlussfolgerung: Regierung als strategischer Organisator

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