Was hat Politik mit Fußball zu tun, oder anders herum?
Von Axel Troost
Liebe Fussballfreundinnen und Fussballfreunde,
Kennen Sie die Frage: "Was hat Politik mit Fussball zu tun, oder anders herum?" Ich höre sie sehr oft. Jahrelang hätte ich sie mit einem einfachen "Nichts" beantwortet. Und doch müssen wir in den letzten Jahren einen immer stärkeren Einfluss der Politik auf den Fussball feststellen.
Die Politik fängt an, sich ernsthaft für den Ballsport zu interessieren. Dabei rede ich nicht von gestellten PR-Fotos der Edelfans mit Siegermannschaften. Die gibt es schon seit einer halben Ewigkeit. Und leider spreche ich auch nicht nur von politischen Erfolgen zu Gunsten des Sports. Fussball wird heutzutage zum Politikum, wenn eine Gewalttäterdatei abschrecken soll oder wenn vor dem Einlass ins Stadion Ganzkörperkontrollen durchgeführt werden. Sogar Drohnen sollen schon über Vereinsfesten gesichtet worden sein.
Extrem politisch wird der Fussball auch dann, wenn aus den Fankurven ausländer- oder schwulenfeindliche Hetzparolen skandiert werden. Gerade im Fußball sehen Nazis ein Feld, in dem
sie neue Anhänger gewinnen können. Sie gründen Sportvereine, um Jugendliche an ihre Kameradschaften heranzuführen. Sie nutzen Fußballturniere zur Vernetzung und zur Stärkung ihrer Gruppenidentität. Sie engagieren sich vielerorts als Trainer und üben damit starken Einfluss auf ihre Mannschaften aus. Und auch neben dem Platz fallen sie auf, indem sie sich als "Fans" ausgeben und dabei nichts weiter sind, als Randalierer und Gewalttäter. Ein trauriges Beispiel dafür lässt sich mit dem Überfall auf den Roten Stern in Brandis sogar hier in der Region finden. Diese Entwicklung macht mich betroffen und wütend.
Fussball ist vor allem ein Sport, zumindest dort, wo er noch kein knallhartes Geschäft ist. Sport verbindet und trennt nicht. Diskriminierungen und Rassismus gehören nirgendwo hin, schon gar nicht auf den Rasen.
Und was passiert, wenn die Politik zu Hilfe gerufen wird? Dann kommen die Revolverhelden der Regierungskoalition und wollen alles immer umfangreicher und schneller überwachen als bislang: Kameras, Ganzkörperuntersuchungen, Abschaffung von Stehplätzen oder verschärfte Stadionverbote, personalisierte Eintrittskarten und Sicherheits–Euro - was haben wir nicht alles schon gehört und erlebt. Enttäuscht bin ich über die Art und Weise wie angeblich nach Kompromissen gesucht wird. Es wird einfach zu oft über die Köpfe der Fans hinweg entschieden. Oft sitzen die nicht mal mit am Tisch. Ich will, dass endlich mal in den Köpfen der Verantwortlichen ankommt, dass man im Fußball alle mitnehmen muss. Die Fans machen die Mehrheit der Beteiligten aus. Hinterzimmerabsprachen zwischen Politik und Liga heizen die Stimmung nur unnötig auf. Und wie sich das auswirkt, haben wir alle schon erlebt.
Über all dies vergessen wir zu oft, was Sport eigentlich für unsere Gesellschaft bedeutet. Wir vergessen, dass er Freiräume und Unterstützung benötigt. "Das tolle Ehrenamt leistet eine prima Arbeit" ist eine leere Floskel, von der allein keine Freiwilligen angelockt werden. Nur vernünftige und bedarfsgerechte Politik ist hilfreiche Politik: Die Fanarbeit muss ernst genommen und ausreichend finanziert sein. Sportstätten müssen flächendeckend erhalten werden können. Bürokratie im Ehrenamt gehört ab- und Barrierefreiheit ausgebaut. Meine LINKEN-Kollegin aus dem Sächsischen Landtag, Verena Meiwald, setzt sich ganz persönlich für eine vernünftige Sportpolitik ein. Nicht zuletzt der Fussball brachte uns fachlich zusammen und wenn Verena vor vielen Jahren nicht mein Taxi ausgelöst hätte, würde ich überhaupt nicht hier sein. Wenn Sie die Hintergründe dieser Geschichte auch einmal erfahren wollen, können Sie mich gern in meinem Bornaer Bürgerbüro besuchen kommen. Mit Verena diskutiere ich auch mal stundenlang die aktuellen Entwicklungen. Und fest steht dabei allemal: Wir wollen die Zugangsbedingungen zum Sport für alle verbessern. Sport treiben zu können, soll nicht vom Einkommen und sozialen Status abhängen. Wir streiten für behindertengerechten, integrativen, natur- und umweltverträglichen Sport.
Das Sportstättenförderprogramm für die Sanierung und den Bau von Sportstätten für den Breitensport wollen wir langfristig finanziell sicherstellen. Fans und Aktive in den Vereinen sollen stärker an der Gestaltung der Sportstätten beteiligt werden.
Wir wollen öffentlich finanzierte Beschäftigung im Bereich des Breitensports schaffen. Einen so ausgestalteten Breitensport sehen wir als Basis für entkommerzialisierten Leistungssport. Sauberer Leistungssport ist als Vorbild und Zugpferd wiederum von enormer Bedeutung für den Breitensport. Bürokratische Hürden für ein ehrenamtliches Engagement im Breitensport sind abzubauen. Die Mittel für Fanprojekte, Initiativen und Projekte gegen Rechtsextremismus, Diskriminierung und Gewalt müssen erhöht und nachhaltig festgeschrieben werden.
Wir wenden uns gegen pauschale Verdächtigungen und Überwachungen von Fans bestimmter Vereine oder Sportarten. Wir wollen die Beteiligung von Fans an Vereinsentscheidungen verbessern.
Allen Menschen mit Behinderungen muss die umfassende Teilhabe am Sport möglich sein.
Ich bin mittlerweile überzeugter Wahlsachse. Meine Frau und mich bekommt hier einfach nichts mehr weg. Dennoch bleibe ich "meinem" Verein treu. Als Werder–Fan bin ich es leider auch gewohnt, manchmal etwas leidensfähiger als andere sein zu müssen. Die Leidensfähigkeit habe ich mit meiner Landtagskollegin gemeinsam. Aber das ist in der Politik durchaus ein Qualitätsmerkmal. Wer keinen langen Atem hat, hat es oft sehr schwer. Mein Fachgebiet ist die Finanzpolitik und damit derzeit die Eurokrise - ein komplexes Feld, dass von der Regierung leider im absoluten Blindflug bearbeitet wird.
Was möchte ich mit diesen Worten sagen?
Am 22. September ist Bundestagswahl. Gehen Sie wählen und nutzen Sie ihre Stimme. Gerade der Sport wird schnell ein Opfer von Sparmaßnahmen und Kürzungen der schwarzgelben Voodoo-Finanzpolitik. Dieser Entwicklung trete ich zusammen mit meiner Partei entgegen. Der Sport soll die Menschen verbinden und nicht den Märkten unterliegen
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