Fast eine Million Minijobber, weil die Rente nicht reicht
Von Matthias W. Birkwald
Rentner stocken ihr Einkommen zunehmend mit einem Minijob auf. Fast eine Million Senioren ab 65 Jahren hatten Ende 2015 eine geringfügige Beschäftigung. Die Zahl der Rentner-Minijobber stieg seit 2005 um 35 Prozent. ”Diese arbeiten nicht aus Spaß, sondern weil die Rente nicht zum Leben reicht”, kommentiert Matthias W. Birkwald die Zahlen und fordert, “die Grenze zwischen Erwerbsarbeit und wohlverdientem Ruhestand” dürfe nicht weiter aufgelöst werden.
Matthias W. Birkwald hatte die Bundesregierung gefragt, wie sich die Zahl der minijobbenden Älteren in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat. “Nach Angaben der Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Dezember 2015 rund 943.000 Personen im Alter von 65 Jahren und älter ausschließlich geringfügig beschäftigt, darunter 767.000 Personen zwischen 65 und 74 Jahren sowie rund 176.000 Personen im Alter von 75 Jahren und älter. Am gleichen Stichtag waren rund 21.000 Personen im Alter von 65 Jahren und älter im Nebenjob geringfügig beschäftigt, darunter etwa 19.000 Personen zwischen 65 und 74 Jahren sowie rund 2.000 Personen im Alter von 75 Jahren und älter”, heißt es in der Antwort des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
“Alle reden von einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit und vom flexiblen Weiterarbeiten nach der Rente, aber niemand sieht sich die Realität auf dem Arbeitsmarkt an. Der dramatische Anstieg der minijobbenden Rentnerinnen und Rentner in den vergangenen zehn Jahren zeigt: Immer mehr Rentnerinnen und Rentner müssen sich die Rente aufbessern. Diese arbeiten nicht aus Spaß, sondern weil die Rente nicht zum Leben reicht”, kommentiert Matthias W. Birkwald die Zahlen. Und weiter:
“Wir dürfen aber die Grenze zwischen Erwerbsarbeit und wohlverdientem Ruhestand nicht weiter auflösen. Wir LINKEN wollen kein neues gesellschaftliches Leitbild des arbeitenden Rentners oder der arbeitenden Rentnerin. Wir sind gegen die Maloche bis zum Tode. Was wir brauchen, sind flexible und sozial abgesicherte Vorruhestandsregelungen für diejenigen, die es nicht bis zur Regelaltersgrenze schaffen. Und wir brauchen eine armutsfeste und den Lebensstandard sichernde Rente, also ein deutlich höheres Rentenniveau und eine solidarische Mindestrente, die ihren Namen verdient.”
Ergebnisse im Detail:
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In der Gesamtbevölkerung ist seit 2005 die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten (Minijobs) rückläufig.
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Im Alter verkehrt sich diese Entwicklung ins Gegenteil!
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Absolut stieg die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten zwischen 2005 und 2015 im Alter von 65 und älter von 698.003 auf 943.256 und damit um 35,1 Prozent, während die Bevölkerung in dieser Altersgruppe insgesamt nur um 7,7 Prozent anstieg!
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Einer regulären sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gehen nach den Angaben der BA nur 203.000 Personen nach, die 65 Jahre und älter sind (Achtung: Statistik 65+ enthält immer auch Beschäftigte vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze).
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Im Alter von 75 und älter war der Anstieg mit 103,5 Prozent noch dramatischer, d.h. von 86.381 auf 175.777. Die Bevölkerung stieg nur um 28,5 Prozent an. Kohorteneffekte können also die Zunahme nicht erklären!
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Die Quote der ausschließlich geringfügig Beschäftigten sinkt bei den 15 bis 64-Jährigen (2005: 8,0 auf 2014: 7,8) und steigt aber bei den 65 und älteren von 4,4 auf 5,5 Prozent an.
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