Finanzmarkt: Jubel über Verstaatlichung
Technische Panne an der Londoner Börse: Als Folge des Kundenansturms brach der Handel am Montagmorgen zusammen. Offenbar verkraften es die großen Börsen nicht mehr, wenn die Aktienkurse nach den monatelangen Verlusten mal wieder kräftig nach oben schießen.
Die Anleger hoffen, dass die staatliche Rettungsaktion für die angeschlagenen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac die lang ersehnte Wende bringen wird. Ob dies berechtigt ist, bleibt aber zweifelhaft. Insbesondere die Banken weigern sich hartnäckig, sich an einer Lösung der selbst verursachten Finanzkrise zu beteiligen. Sie müssten ihren verarmenden Kleinkreditnehmern durch Umschuldung und Teilverzicht einen Ausweg bieten. Statt dessen setzen sie auf massenhafte Zwangsvollstreckungen, die die Immobilienpreise in den USA noch stärker unter Druck setzen. Und sie vertrauen darauf, dass der Staat schon stützend zu ihren Gunsten eingreift, wenn es allzu dick kommt.
Die Quasi-Verstaatlichung von Fannie Mae und Freddie Mac durch die Bush-Regierung, für die im Bereich Wirtschaftspolitik etatistische Eingriffe in den Markt Teufelszeug sind, zeigt, wie schlimm es um das US-Finanzsystem bestellt sein muss. Nach der vermutlich unumgänglichen Rettungsaktion ist jetzt entscheidend, die richtigen Lehren zu ziehen. Die Hypothekenriesen sollten sich auf ihren ursprünglichen öffentlichen Auftrag besinnen, Minderbemittelten zum Eigenheim zu verhelfen, statt ein Billionengeschäft mit dem Weiterverkauf von Hypotheken anzukurbeln. Das kann aber nur gelingen, wenn nach milliardenschwerer Sanierung durch den Steuerzahler künftige Gewinne nicht wieder privatisiert werden. Warum sollten immer nur die Börsianer Grund zum Jubeln haben?
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