Guter Lohn für gute Rente

WSI-Diskussionspapier

28.06.2009 / Dr. Thorsten Schulten, WSI – Diskussionspapier Nr. 164, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der Hans Böckler Stiftung

Die Entwicklung der Löhne hat für das deutsche Rentenversicherungssystem eine doppelte Bedeutung: Zum einen bildet sie über das Umlageverfahren die wesentliche Grundlage zur Finanzierung der aktuellen Renten, in dem ein bestimmter Prozentsatz vom Bruttolohn (derzeit 19,9 %) als Rentenbeitrag in die Rentenkasse abgeführt wird. Zum anderen wird durch die individuelle Lohnhöhe entsprechend dem Äquivalenzprinzip von Beiträgen und Leistung der spätere individuelle Rentenanspruch festgelegt.

Dass nur ein „guter Lohn“ auch zu einer „guten Rente“ führt, ist vor diesem Hintergrund eine Binsenweisheit: So muss einerseits eine entsprechende Lohnsumme vorhanden sein, um die laufenden Renten bezahlen zu können und den Rentenbeitrag auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Andererseits muss der individuelle Lohn eine bestimmte Höhe erreichen, um im Alter eine auskömmliche Rente sicherzustellen.

In den letzten beiden Jahrzehnten ist das deutsche Rentensystem durch die Entwicklung der Löhne erheblich unter Druck geraten. Die äußerst moderate Lohnentwicklung und der hierdurch bedingte Rückgang der Lohnquote haben die Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung erheblich eingeschränkt. Durch die Kopplung der Rentenzuwächse an die allgemeine Lohnentwicklung sind nicht nur die Löhne, sondern auch die Renten hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zurückgeblieben. Schließlich führt ein sich ausbreitender Niedriglohnsektor dazu, dass immer mehr Menschen im Alter nur noch Minirenten beziehen und Altersarmut zu einem Massenphänomen zu werden droht. (...)