Buntes Dresden stoppt braune Einfalt
Mehr als 10 000 Blockierer verhindern rechten Aufmarsch / Menschenkette umringt Altstadt
Am 65. Jahrestag der Bombardierung Dresdens gelang es am Samstag erstmals, den alljährlichen Naziumzug in der Stadt zu blockieren.
»No pasarán!« – sie kommen nicht durch – und »Dresden nazifrei!«: Zwei Bündnisse, die vor dem Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Jahr 1945 dazu mobilisiert hatten, den neonazistischen »Trauermarsch« am 13. Februar durch die Elbestadt zu verhindern – mit Erfolg: An diesem Tag konnten die Nazis anders als in den Jahren zuvor keinen Schritt durch die Stadt tun.
»Dank an alle, die mitgemacht und sich nicht einschüchtern lassen haben«, erklärte Lena Roth, Sprecherin von »Dresden nazifrei!«. »Es war nicht einfach, es gab Verletzte durch Nazi-Angriffe und es war saukalt – aber es hat sich gelohnt.« Mehr als 10 000 Menschen beteiligten sich an den friedlichen Straßenblockaden rund um den Neustädter Bahnhof, wo sich nach Polizeiangaben rund 6400 Nazis versammelt hatten. Um 17 Uhr wurde ihre Kundgebung aufgelöst und die Rechten mussten die Stadt mit Zügen verlassen.
Angesichts der großen Teilnehmerzahl an den Blockaden hatte die Polizei, die mit rund 7000 Beamten aus den gesamten Bundesgebiet im Einsatz war, den geplanten Naziaufmarsch aus Sicherheitsgründen abgesagt. Der Widerstand gegen den rechtsextremen Aufmarsch blieb jedoch weitgehend friedlich, nur sehr vereinzelt kam es zu Auseinandersetzungen. Insgesamt wurden laut Polizei 29 Personen unter anderem wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung festgenommen.
Großen Zulauf gab es auch bei einer Menschenkette in der Innenstadt, die ursprünglich die Synagoge und den Altmarkt verbinden und so die historische Altstadt symbolisch gegen Rechtsextreme hatte schützen sollen. Weil jedoch mit 15 000 deutlich mehr Bürger als erwartet zu dem Protest kamen, umspannte die Menschenkette schließlich die komplette Innenstadt. Dresden sei so zu einer »Festung gegen Intoleranz und Dummheit« geworden, sagte CDU-Oberbürgermeisterin Helma Orosz.
Auch Vertreter von Parteien und Gewerkschaften lobten die Aktion. Allerdings brauche es momentan »mehr als Symbolik«, um die Nazis in die Schranken zu weisen, betonte Katja Kipping, Bundesvize der LINKEN aus Dresden. Sie lobte die »Kreativität und Entschlossenheit« von Antifaschisten aus der gesamten Bundesrepublik bei den Blockaden. Zu deren Gelingen habe indes auch die Deeskalationsstrategie der Polizei beigetragen. Es sei gelungen deutlich zu machen, »dass diese Stadt Nazis jetzt wirklich satt hat«, sagte DGB-Landeschefin Iris Kloppich. Der Verein »Bürger.Courage« forderte die politisch Verantwortlichen auf, »über ihren Schatten zu springen und den friedlichen Protestierern für ihr Engagement für Dresden und die Demokratie zu danken«.
Der Frust über den gescheiterten Marsch schlug bei den Rechten in Gewalt um. In Gera verhinderte die Polizei einen spontanen Aufmarsch und nahm 183 Neonazis wegen Landfriedensbruchs vorläufig fest. Im sächsischen Pirna versammelten sich nach dpa-Angaben etwa 400 Rechtsextreme. Dabei sei es ebenfalls zu Sachbeschädigungen gekommen.
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