Kapital und Kultur - Deutsche Bank kämpft mit Gegenwind
Kulturwandel, Kapitaldecke, Kirch-Klage: Die Deutsche Bank kämpft an vielen Fronten. Vor allem teure Rechtsstreitigkeiten belasten.
Frankfurt am Main (dpa/nd). Es könnte besser laufen für die Deutsche Bank. Die US-Konkurrenz fuhr im wichtigen Investmentbanking wieder dicke Gewinne ein. Daran kann der deutsche Branchenprimus nicht anknüpfen. Vor allem teure Vorsorge für juristische Altlasten verhagelt der Deutschen Bank das zweite Quartal. Im Zwischenbericht heißt es lapidar: »Aufgrund der Art unseres Geschäfts unterliegen wir Rechtsstreitigkeiten, Schlichtungsverfahren und aufsichtsrechtlichen Untersuchungen, deren Ausgang wir nicht abschätzen können.«
Im Klartext: Die Gefahr einer milliardenschweren Schadenersatzzahlung für die Pleite des Kirch-Medienimperiums 2002 war nie größer, seit das Oberlandesgericht München das Geldhaus im Dezember 2012 verurteilte. Noch ist aber nicht absehbar, wann der Dauerstreit endgültig entschieden ist. Auch im Skandal um manipulierte Libor-Zinssätze ist der Ausgang offen. Konkurrenten wie Barclays, die Royal Bank of Scotland und die UBS mussten bereits hohe Strafen zahlen. Auch für einen solchen Fall wappnet sich der DAX-Konzern. Noch einmal 630 Millionen Euro legt das Führungsduo Anshu Jain/Jürgen Fitschen für alle Rechtsstreitigkeiten zur Seite. Damit summieren sich die Rückstellungen auf drei Milliarden Euro. Das drückt den Gewinn.
Immerhin eine Akte konnte die Bank Ende Juni erfolgreich schließen: Die Stadt Los Angeles hatte dem Konzern vorgeworfen, verantwortlich für die Verwahrlosung ganzer Viertel zu sein. Nach zwei Jahren Rechtsstreit stellte sich heraus: Die Frankfurter waren als Treuhänder der falsche Adressat. Stattdessen zahlen Verwalter und Investoren zehn Millionen US-Dollar an die Stadt.
Ein Dauerproblem bleibt die Kapitalsituation. Das Thema wollte die Deutsche Bank mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung im April abgeschlossen haben. Doch inzwischen geriet man wegen der gewaltigen Bilanzsumme in die Kritik. Dem stellt sich das Institut: 250 Milliarden Euro sollen aus der Bilanz verschwinden - was den Gewinn um bis zu 300 Millionen Euro schmälern könnte.
Zudem droht Ungemach in den USA, wo die Kapitalregeln für Auslandsbanken verschärft werden sollen. Und dann schwächelt nun auch noch das einstige Prunkstück im Investmentbanking, der Handel mit Anleihen. Dennoch betonte Co-Chef Jain am Dienstag in einer Telefonkonferenz: »Die Deutsche Bank ist trotz des globalen Gegenwindes auf Kurs.«
Auch intern spürt das Management Gegenwind: Dem Weltkonzern eine neue Ethik zu verordnen, erfordert langen Atem. Zu dem vor einer Woche vorgestellten Wertekanon meldete der Betriebsrat Klärungsbedarf an: »Kulturwandel« sei wichtig, sagte Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsratsvize Alfred Herling. Aber: »Was mir zu stark herausgestellt wird, sind die Kontrollen und Sanktionen.« Es müsse genau geklärt werden, wie Verstöße gegen die Werte geahndet werden sollen.
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