Banker sehen Höhpunkt der Krise noch vor sich
Nach den Turbulenzen an den Börsen und dem Milliardenbetrug bei der französischen Großbank Societe General blicken die führenden Geldinstitute pessimistisch in die Zukunft. Trotz des milliardenschweren Konjunkturprogramms der USA stehe den Märkten das Schlimmste womöglich noch bevor, hieß es zum Abschluss des Weltwirtschaftforums in Davos.
Zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums in Davos äußerten Konzernchefs wie William Rhodes von der Citibank oder John Thain von Merrill Lynch die Erwartung, dass der Höhepunkt der Finanzkrise noch nicht ausgestanden sei.
„Verglichen mit einem Spiel über neun Runden stehen wir in der fünften Runde“, sagte William Rhodes von der Citibank. „Es wird eine Weile dauern, bis das System so etwas verarbeitet hat.“ Von John Thain, Konzernchef von Merrill Lynch, stammte eine der pessimistischsten Aussagen, die in den öffentlichen Diskussionsrunden zu hören waren. Er sehe noch mehr Schwierigkeiten auf die Weltwirtschaft zukommen, sagte der Chef einer Bank, die in Folge der Kreditmarktkrise Abschreibungen und Wertberichtigungen im Umfang von rund 16 Milliarden Dollar einräumen musste.
Auf den Gängen des Kongresszentrums stimmten zahlreiche Bank-Manager dieser Einschätzung hinter vorgehaltener Hand zu. Unsicherheit, Angst und Misstrauen hätten die Finanzbranche fest im Griff und blockierten die Kreditvergabe, sagten sie. Dies drohe den Wachstumsmotor abzuwürgen.
Der derzeitige Vorsitzende der G-7-Gruppe, Japans Ministerpräsident Yasuo Fukuda sprach von wachsenden Risiken für einen Abschwung. „Es gibt keinen Grund für übertriebenen Pessimismus, aber wir müssen schnell reagieren“, mahnte er. Die Finanzturbulenzen stehen auf der Tagesordnung des G-7-Finanzministertreffens im Februar in Tokio.
Industriestaaten und Entwicklungsländer bemühten sich derweil um einen Silberstreif am Horizont: Nach monatelangem Ringen wollen sie zu Ostern einen neuen Anlauf zur Rettung der Doha-Runde unternehmen und damit Vertrauen in die Weltwirtschaft zurückgewinnen. „Die Gelegenheit ist zwingend und zugleich eine Chance“, sagte der brasilianische Außenminister Celso Amorim nach den Gesprächen von mehr als einem Dutzend Staaten mit dem Chef der Welthandelsorganisation (WTO) Pascal Lamy am Samstag.
Dem geplanten Ministertreffen müsse der Durchbruch gelingen, wenn der Doha-Vertrag zur Liberalisierung des Welthandels noch unter US-Präsident George W. Bush zum Abschluss gebracht werden solle, mahnte EU-Handelskommissar Peter Mandelson. Bush scheidet im Januar 2009 aus dem Amt aus.
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