Wossi mit Willy-Historie
Der Mann aus Bremen – Kandidat Axel Troost (Linke)
Borna. Wie ein knallharter Linker wirkt Axel Troost nicht. Dabei ist der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Direktkandidat der Linken im Wahlkreis 155 (Leipziger Land/Muldental). Ein Bremer Import, der sich dank Absicherung über die Landesliste künftig für seinen Wohnort Bremen und den Landkreis Leipzig im Bundestag starkmachen will.
Dort sitzt der Mann, der im Jahr 1954 als Sohn eines kleinen Teppichfabrikanten im westfälischen Hagen zur Welt kam, seit dem Jahr 2005. Es ist sozusagen die Krönung einer politischen Karriere, die der bullige Mann, dem die Vorliebe für gutes Essen anzusehen ist, als solche gar nicht angestrebt hat. Dabei hat Troost wie so viele Linke seine Ursprünge bei der SPD. In die trat er zu Beginn der 70er Jahre wegen Willy Brandt ein, „und ich habe mich auch im Wahlkampf engagiert“. 1972, im Willy-Wahlkampf. Die Berufsverbote, die in eben diesem Jahr unter dem Bundeskanzler Brandt zur bundesdeutschen Gesetzespraxis wurden, trieben Troost dann im Jahr darauf allerdings aus der SPD. Es folgte die Mitgliedschaft in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), jener Splitter- und Bruderpartei der SED, die mit Westgeldern aus der DDR künstlich aufgepäppelt wurde.
Später fühlte Troost sich den Grünen nah, in einer Zeit, als er in Bremen mit dem Progress-Institut für Wirtschaftsforschung (PIW) ein eigenes Unternehmen gründete. Von den Grünen entfernte sich der zweifache Familienvater, als die in der rot-grünen Bundesregierung mehr und mehr Kompromisse eingingen. Über die die Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit (WASG) kam er zu den Linken, für die er seit vier Jahren im Bundestag als finanzpolitischer Sprecher auftritt.
Wer Troost gegenübersitzt, hat kaum den Eindruck, dass er es mit einem wilden Systemveränderer wie etwa der Sprecherin der Kommunistischen Plattform bei den Linken, Sarah Wagenknecht, zu tun hat. „Ich bin nicht dafür, den Markt grundsätzlich zu verteufeln und den Staat grundsätzlich zu verherrlichen“, sagt Troost, der durchaus zugibt, dass er als Bremer Linker nur durch die sächsische Linkspartei und deren Liste in den Bundestag kommen kann.
Für Troost ist der deutsche Osten nach eigenen Aussagen kein unbekanntes Terrain. Bereits im Einheitsjahr begann er in Rostock zu arbeiten, und weil er seither ständig in den neuen Bundesländern zugange war, „betrachte ich mich als Wossi“. Und als „bürgerlichen Linken“, der sich mit seiner Politik auch an die kleinen und mittleren Unternehmen wendet.
Troost ist eindeutig ein Workaholic. Seine Mitarbeiter wissen, dass er ihnen auch nach Mitternacht noch etwas auf den Computer-Schirm schicken kann. Dazu gehört auch sein Steckenpferd: ein Newsletter, den er täglich selbst aufbereitet.
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