Liebe zur Politik geht durch den Magen
Die LVZ stellt die Direktkandidaten vor: Axel Troost (Die Linke) will am 22. September wieder in den Bundestag einziehen und kocht für die Wähler, von Julia Tonne
Markranstädt. Wenn Axel Troost, Bundestagskandidat der Partei Die Linke, auf Wahlkampftour ist, gibt es nicht nur was auf die Ohren, sondern vor allem etwas in den Magen. Denn egal, wo er zusammen mit seinem Team Station macht, wird gekocht. Und wo lässt es sich besser über Politik sprechen als am Herd?
Und der Weg von der Kartoffel und der Mohrrübe zum Mindestlohn ist nicht weit, schließlich wollen sich die Menschen die Suppe, die in Markranstädt gekocht wird, auch leisten können. Anders gesagt: Die Kartoffelsuppe, die von der Linken gekocht wird, dürfen die Vorbeikommenden auslöffeln. "Wir sind doch das Salz in der Suppe", spielt Troost die Wortspiele weiter. Dass er sich zusammen mit seinem Team für eine Kochtour entschieden hat, liegt in der bisherigen Art und Weise des Wahlkampfs. "Die Menschen sind nicht politikverdrossen, sie können nur nichts mehr mit den üblichen Sprüchen an Ständen anfangen", ist sich Troost sicher. Die Liebe der Politik geht also durch den Magen.
Der 59-jährige Wirtschaftswissenschaftler sitzt bereits seit 2005 im deutschen Bundestag und ist zudem seit vergangenem Jahr stellvertretender Vorsitzender seiner Partei. Dass er sich den Markranstädter Markt als Station für seine Tour ausgesucht hat, liegt ein Stück weit in der Bürgermeisterdebatte begründet. Für Troost ist es ein "demokratischer Skandal", dass der von der Mehrheit gewählte Jens Spiske (Freie Wähler) seit einem Jahr das Amt nicht antreten kann, weil "zwei Leute alle juristischen Hebel" in Bewegung gesetzt haben. Gerade in solchen Fällen seien Eilentscheidungen von Gerichten zwingend erforderlich. Spätestens ab der zweiten Instanz müsse es deutlich schneller gehen. Landtagsabgeordneter Enrico Stange werde daher im Landtag demnächst die Anfrage stellen, wie in der Situation dem Willen der Bürger gerecht werden könne.
Auch das Thema Verkehr in Markranstädt hat sich Troost auf die Fahnen geschrieben. Über Newsletter und Internetlinks will er nicht nur auf die dortige Situation im Landkreis und in Sachsen aufmerksam machen, sondern auch bundesweit für eine Umgehungsstraße werben. Was Troost noch im Landkreis von großer Bedeutung ist, ist die Arbeitsmarktpolitik. Er bedauere es sehr, dass es Instrumente wie die Bürgerarbeit nicht mehr gibt. Im Falle einer Koalition werde er sich dafür einsetzen und in Borna mit der dortigen Oberbürgermeisterin Simone Luedtke ein Modellprojekt anstoßen. Gewerkschaften, Arbeitgeber, Universitäten würden gemeinsam Möglichkeiten schaffen, gerade älteren Menschen, die arbeiten wollen, wieder Tätigkeiten zu vermitteln. "Das wird keine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt", stellt Troost klar, "aber es ist eine Perspektive für ältere Menschen, die schon länger arbeitslos sind."
Die Kommunalfinanzen sind ebenfalls ein Thema, das er in Berlin "auf den Tisch" bringen will. "In vielen Kommunen ist die finanzielle Ausstattung eine Katastrophe", sagt er. Besonders gravierend sei es derzeit in Rötha und Espenhain. Auch Böhlen steht vor "riesigen Problemen", weil wegen sinkender Einnahmen des Kraftwerks die Gewerbesteuer eingebrochen sei. Egal also ob Mindestlohn, Arbeitsmarkt, Grundsicherung, Kommunalfinanzen: "Wir kochen alles hoch", sagt Troost, während er im Topf rührt. Und das meine er ernst - auch in Berlin.
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