Demokratisierung der Wirtschaft
Markt und Mitbestimmung – Ansatzpunkte gewerkschaftlicher Revitalisierung
Welche desaströsen Wirkungen entfesselte Märkte erzeugen, führt die jüngste Krise vor Augen. Kein Zweifel, die Jagd nach maximaler Rendite kann unter Bedingungen vollkommener Konkurrenz und unter der Voraussetzung wohlinformierter Marktteilnehmer zu Produktivitätsfortschritt, Produktverbesserungen, Kundenfreundlichkeit etc. antreiben – so steht es in den Lehrbüchern. Doch ohne Kontrolle tendieren Märkte zur Vermachtung und zur Ausschaltung der Konkurrenten, wie im Kredit- und Ener giesektor seit langem zu besichtigen.
Ohne verbindliche Auflagen und Verbote drängt das Konkurrenzprinzip zur Aufzehrung vorhandener Ressourcen und zur Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen. Ohne soziale Kontrolle und Gegenmacht setzt die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt einen inhumanen Unterbietungs-Wettlauf in Gang.
Ohne Grenzen, jenseits derer der kapitalistische Wettbewerb nichts verloren hat, setzt die Gesellschaft den allgemeinen Wohlstand und ihre eigene Zukunftsfähigkeit aufs Spiel: Die Bereitstellung öffentlicher Güter und Dienstleistungen muss anderen Gesetzen folgen als denen von Angebot und Nachfrage, Rendite und Kaufkraft.
Vollends drohen volkswirtschaftliche Schäden, wenn der Markt nicht dem Austausch von Gütern und Dienstleistungen dient, sondern dem Handel, genauer: dem Glücksspiel mit künftigen Preisentwicklungen. Denn entgegen der allabendlich von der »Tagesschau« verbreiteten Suggestion schaffen Börsen keine Werte, sind jedoch imstande, real erarbeitetes Vermögen, wenn es auf dem Spieltisch eingesetzt wird, zu vernichten, wie unlängst in Milliardenhöhe vor Augen geführt. Der Skandal im Skandal: Die Spieler – Banken, Versicherungen und Rentenfonds – haben nicht selbst erarbeitetes Vermögen verzockt, sondern Ersparnisse, Kapital und öffentliche Gelder, die ihnen zu treuen Händen anvertraut worden sind!
Die Beispiele lassen sich fortsetzen. Sie stehen für die Einsicht: Märkte sind blind für die sozialen, ökologischen, volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen. Die Erkenntnis ist alt und wiederholt empirisch belegt, allerdings von der derzeit dominierenden Wirtschaftspolitik, ihren Beratern, Propagandisten und Profiteuren beharrlich ausgeblendet – entgegen öffentlichen Bekundungen auch im Gefolge und trotz der jüngsten Krisenerfahrungen. Was also Not tut, sind eine Zähmung und Begrenzung der Märkte, wenn volkswirtschaftliche und soziale Vernunft zu ihrem Recht kommen soll.
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