Sozial geht nicht national

Von Katja Kipping

19.07.2016 / aus: Frankfurter Rundschau vom 11.07.2016

Ja, der Brexit ließ viele in Großbritannien hoffen, und besonders viele Arme und Erwerbslose, dass es ein Ende des alltäglichen Elends, der schlechten Mindestlohn-Jobs, der zerfallenden Städte und der grassierenden Zukunftsangst geben könne. Viele hatten genug von den Lügen und Angstszenarios der politischen Klasse. „Raus“ hieß hier auch – raus aus diesem verzweifelten Leben und die Hoffnung auf ein besseres. Aber das ist trügerisch. Der Nationalismus macht unser Leben nicht besser, er macht die Armen nur ärmer, er nimmt nichts den Reichen, sondern macht Flüchtlinge und Migranten zu Schuldigen der allgegenwärtigen Misere. Das ist nicht nur ein soziales Desaster für Großbritannien, sondern die eigentliche politische Katastrophe für Europa.
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