Schwergewicht und Wirtschaftsexperte
Direktkandidaten zur Bundestagswahl im Landkreis Leipzig / Heute: Axel Troost (Linke) kämpft für soziale Gerechtigkeit, von Nikos Natsidis
Landkreis Leipzig. Keine Frage, der Mann ist ein Schwergewicht. Nicht nur wegen seiner Statur. Axel Troost, promovierter Wirtschaftswissenschaftler, sitzt seit acht Jahren für die vormalige WASG und nunmehr für die Linken im Bundestag. Der Mann, der aus dem westfälischen Hagen stammt und Sohn eines wohlhabenden Teppichhändlers ist, wohnt in Leipzig und ist für den Wahlkreis Leipzig zuständig. Ein Linker, der an alte oder neue sozialistische Zeiten anknüpfen möchte, ist er nicht.
Zu den heutigen Linken kam der Mann, der in den 70er Jahre für Willy Brandt Wahlkampf gemacht hat, über die Wahlalternative für Soziale Gerechtigkeit (WASG). Dabei war er Mitglied der SPD. In die trat er wegen der Ostpolitik und des SPD-Engagements in Sachen sozialer Gerechtigkeit ein, für ihn ein wichtiges Kriterium. Später trat der aus der SPD wieder aus. Nach dem Studium in Marburg und zeitweiliger Mitgliedschaft in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) wurde er Geschäftsführer der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und seit 1984 Geschäftsführender Gesellschafter des Progress-Instituts für Wirtschaftsforschung (PIW GmbH) in Bremen und Teltow. Spätestens seither gilt er als Experte in Wirtschaftsfragen, auch wenn sich seine - linke - Sicht der Dinge vom Mainstream unterscheidet. Nach der Wiedervereinigung landete Troost in Rostock und entwarf Konzepte, bei denen er heute noch stolz ist, dass sie auch funktionierten. Dabei entstanden Machbarkeitsstudien, in denen sich Troost um die Vermittlung gewerkschaftlicher und unternehmerischer Interessen auf dem regionalen Arbeitsmarkt bemühte. Die immerhin nutzte der damalige mecklenburg-vorpommersche Arbeitsminister Helmut Holter (PDS), als die SPD in Schwerin eine rot-rote Koalition einging.
Nach einigen Kontakten zwischen WASG und PDS zwecks Kooperation kandidierte Troost, in Bremen als Direktkandidat und auf der sächsischen Landesliste abgesichert, für den Bundestag. Seit 2005 sitzt er dort für die Linken und hat sich einen Namen als Wirtschaftsexperte gemacht. Er ist Mitglied des Finanzausschusses und ist mittlerweile auch stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei.
Seinen Lebensmittelpunkt hat der 59-Jährige nach Leipzig verlagert. Mittlerweile kann er sagen, dass er jede Stadt in seinem Wahlkreis kennt. Der Vater zweier Kinder spielt gern Skat und ist Tatort-Fan. Außerdem verschwindet er, so oft es geht, in der Sauna am Pier eins am Cospudener See.
Und er schreibt Newsletter, was in Troosts Fall nichts anderes bedeutet, als dass er Freunde wie Bekannte und jeden, der es will, mit seinen täglichen Erkenntnissen und Studien konfrontiert. Eine Leidenschaft, die er seit Jahren pflegt. Und er sagt: "Ich kann nicht leben ohne Notebook."
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